ein wunderschönes Bild, auf dem er verhalten, aber glücklich lächelt neben ihr - in Sichtweite; in seinem letztem Zimmer.
Ein kleiner Mann in einem Bett, der bestimmt verlegen gewesen wäre, hätte man ihm gesagt: "Du hast mit offenem Mund geschlafen." Jetzt nicht mehr.
Er ist ihr recht schnell gefolgt: Ihr
"der Guten", ohne die er weit über 60 Jahre nicht leben wollte und von deren Tod er zum Glück keine Kenntnis hatte. Demenz ist eine furchtbare Krankheit, aber gnädig manchmal. Die Menschen, die man liebt, liebt man im hier und jetzt, und im hier und jetzt erinnert man sich, dann, an vieles, aber man vergisst - wen man liebt und das Fehlen
des Menschen, den man liebte und liebt, das bemerkt man kaum ode vergisst man auch.
Und es ist - bei aller Trauer - gut so.
Im Schlaf, ohne Schmerz oder verwirrende Krankenhäuser oder Behandlungen und Menschen, die keine Zeit oder Lust haben, einem alten, verwirrten und ängstlichen Mann zu erklären, warum er da bleiben muss, wenn er doch nur nach Hause will. Auch wenn der Begriff "zu Hause" keinen Sinn mehr macht oder Inhalt hat.
Über 90 und als Resume vielleicht ein eher "kleines" Leben - Verluste, Krieg, Familie, Arbeit, Rente.
Mir bleibt ein angenehmer, freundlicher, ernsthafter, hilfsbereiter und guter Mensch, mit viel Geduld und Freude am Erklären und an Menschen - und durch sein Leben eine unersetzbare Idee davon, dass das Leben und die Beziehungen nicht dadurch besser und wertvoll werden, dass man immerzu nach Besserem und Neuem strebt, sondern, dass man mit dem und bei dem, was man hat, etwas anfängt, daraus was macht - und sich
an dem auch immer selbst
beweisen muss - durch alle Kämpfe. Er hat mich über die Jahre sehr viel über Geduld, Beständigkeit und Beziehungen gelehrt, ohne es zu wissen. Danke, auch dafür.
Schlaf gut.
Auch wenn ich mich trotz Agnostizismus mit dem Gedanken tröste, dass du jetzt bei deinem Blümelein bist und ihr somit glücklich: Du wirst mir sehr fehlen - ihr beide.