Meistens ist es ja so:
Wenn meine lieben Kollegen ihre jahreszeitbedingten
Freizeiten Ausfälle haben, freut sich das Fräulein ihres bumperlgesunden Immunsystems, dem noch kein Grippe-Virus etwas anhaben konnte und das nur alle 3-4 Jahre mal vor ein paar Streptokokken locker in die Knie schwingt.
Meine Devise bei derlei Zipperlein ist dann:
Ignorieren, schließlich hat mein Körper zu funktionieren.
Gut, wenn man das zu konsequent ignoriert wird aus einer kleinen Angina auch mal wie vor 3 Jahren eine ausgewachsene
Laryngitis; das klingt puscheliger als meterdick vereiterte Stimmbänder sind - selbst der Arzt drehte sich nach Begutachtung angwiedert weg.
Und versohlte mir den Hintern für meine
Ignorierfähigkeit Blödheit.
Jedoch: Im Großen und Ganzen funktioniert das System - ich werde nicht krank (dafür neige ich im Gegenzug zu Unfällen und Knochen-/Sehnen-/Wirbel- und Gelenkzipperlein), kann also auch in der fiesesten Grippewelle das Laufrad am Laufen halten, versorge die
für den Erkältungstod vorgemerkten kränkelnden Kollegen mit allerlei nützlichen Tipps, wie sie - so sie wollen - die lästigen Beschwerden schneller wieder loswerden: Salzwasser gurgeln!, heißes Bier und 3 Trainingsanzüge!, Kamillensalbe dünn in die Nase! und natürlich Salbeitee, heiße Zitrone, Hühnersuppe, Capsaicin, Curry undundund.
Seltsamerweise bleiben die Kollegen trotzdem meistens eine Woche fort; möglicherweise schlagen diese Wunderwaffen bei denen also nicht wie bei mir sofort an.
Und alle drei bis vier Jahre, wenn dann also doch mal was Unignorierbares durchdringt - weil das Fräulein das Wetter meistens ebenso konsequent mißachtet (
Hey, hier ist Frühling seit dem 15. März!) wie Zipperlein, dementsprechend in einem kühl-nassen Mai unpassend frühlingshaft gekleidet am Dauerfrieren ist - weiß ich auch wieder, warum ich den Quatsch sonst nicht mitmache:
Es macht keinen Spaß.
Devise ist dann heute also: Mal
versuchen piano zu arbeiten, Salbeitee statt Kaffee, Salat zum Mittag statt Käsebrot und hübsch die Laufstalltür geschlossen halten, damit man die Kollegen mit seinem
Todesröcheln Husten nicht von der Arbeit abhält - allgemein: Hübsch leise sterben, wie sich das gehört.
+
Herr B.B. aus B. schreibt: "Lass die Sonne ein wenig an dich ran" und "drück dich", was schon besser als Sonne ist.
Herr L. aus P. sagt wie meistens gar nicht so viel, hilft aber immer, kocht erstklassige heiße Zitrone für wunde Hälse und verzeiht einem sogar die ungewollte Fastvergiftung.
Herr L. aus M. sagt immer wieder: "Stark bleiben!", prophetischerweise am Samstag sogar schon
vor Anpfiff im Hinblick auf das Ergebnis. (Schwamm drüber, wer braucht schon einen Pokal. Nicht weinen, verdammt.)
Frau I. aus B. sagt und schreibt gar nichts mehr und nicht mal, warum nicht.
Herr J. aus B. schreibt von Bändern und dass er sich verloren fühlt; möglicherweise gibt es da einen kleinen Kausalzusammenhang.
Frau G. aus F. sagt: "Wir drücken die Daumen, immer", aber nicht so genau, wofür.
Herr K. aus H. schreibt auch nicht mehr, aber dazu gehört auch mehr als ist. Viel. Und Unvereinbares.
Frau M. aus B. wollte eine Karte schreiben und steckte dann erstmal nur einen Zettel zu. Mit einem Schlag Wärme und Nähe.
Herr E. aus W. lässt auch schon geraume Zeit nichts von sich hören, was
in aller Regel nicht das beste Zeichen für den Wasserstand unterm Kiel ist.
Und ich, ich lese ein wenig und schreibe weniger (Menschen), als ich sollte, Frau K. und Herr B. erwarten zurecht Antwort, Frau M. will eine Postkarte - besser noch einen Brief und ich überlege, was ich denn momentan zu sagen habe.
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Schön, wenn Menschen einem noch
Mixtapes zusammen stellen.
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Wir suchen überall das Unbedingte, und finden immer nur Dinge. (Novalis)