Montag, 15. März 2010
+ Aufbruchstimmung im Hause des Fräuleins
Mein Horoskop hatte mir ja für den 15. diesen Monats wahrhaft Unglaubliches vorausgesagt; der Tag der Tage, ach was - der Tag der Tage schlechthin, der beste seit Menschengedenken für Beruf und Karriere.

Es lief ganz gut heut, dochdoch. Aber weder rief ein Headhunter an, um mich mit einem obszön hohen Gehalt aus dem Laufrad zu locken, noch wurde ich von der Straße weggecastet für eine internationale Filmkarriere. Und dabei hatte ich sogar das allerallerallererste Mal meinen traumschönen, sündteuren neuen Übergangsmantel an. Jawoll. Übergangsmantel.

Heute war nämlich in anderer Hinsicht der Tag der Tage.
Das Fräulein erwachte, sah gleißenden Sonnenschein und riss glücklich das Schlafzimmerfenster auf. Und wurde von einem Schwall eisiger Luft wieder unter die Decken gejagt. Und genau da passierte es; die winterschlafverträumte Rebellin erwachte, Querulantenfräulein und Revoluzzerfräulein standen Rücken an Rücken und entschieden:
Genug ist genug!

Ich will es nicht mehr hören, ich will es nicht mehr lesen, ich will es nicht mehr haben.
Fertig. Kleiderschrank auf, Strickmützchen, Schals und Handstulpen rein, sämtliche Winterpullover nach hinten unten; Schuhschrank auf, die Gefütterten und die Schneebergwanderstiefel rein. Ab jetzt herrscht hier Frühling; jetzt wird gefastet wie jeden Frühling, die vielmehr-Energie dadurch wird in den Frühjahrshausputz gesteckt und im Sand verbaggert beim Ballhinterherhechten; jetzt wird jemandem die Tür und die Fenster weit geöffnet, mit dem man im Freien knuschen kann, bis die Lippen klingen und die Knospen knospen; jetzt werden Schiffe klar gemacht und in See gestochen - weil jetzt, genau jetzt ist Frühling.

Und jetzt kommen Sie.
Wie: 1 Grad heute und Schneeregen? Wie: Kalt? Wie: Winterdepri? Wenn Sie Ihren Camus gelesen haben, wissen Sie, dass in Ihnen ein unbesiegbarer Sommer wohnt.
Und dann: Laut - so laut es die Ohren vertragen und die eigene Stimme hergibt:

I don't give a damn
For the same old played out scenes
I don't give a damn
For just the in betweens
Honey, I want the heart, I want the soul
I want control right now
you better listen to me baby
talk about a dream
Try to make it real
you wake up in the night
With a fear so real
spend your life waiting
for a moment that just don't come
Well, don't waste your time waiting


Idealerweise die Version von "Live in New York City", wenn Sie die grad nicht finden, nehmen Sie diese hier . Sie mögen Springsteen nicht?
Uninteressant - die Hautsache ist der Effekt, tschikketschikketschikketschikketschikk, das wusste schon Lilo Pulver. (By the way ist der Boss einer der besten Live-Künstler überhaupt. Wenn Sie das Lied mal in 30 Live-Versionen gehört haben, die alle großartig sind auf ihre Art, wissen Sie, was ich meine.)

Spätestens wenn Sie dreimal

For the ones who had a notion,
a notion deep inside
That it ain't no sin
to be glad you're alive
I wanna find one face
that ain't looking through me
I wanna find one place,
I wanna spit in the face of these badlands


mitgesungen haben, werden Sie merken, dass der Schritt energischer wird, der Körper sich strafft, Winter entweicht, die Hormone rauschen und sich ein Lächeln auf Ihre Züge schleicht.

Wenn mich jemand in meinem Frühling nochmal mit seinen Wetterläunchen oder -befindlichkeiten anmuffelt, dann werde ich ihm so gewaltig frühjahrsgerecht den Winter austreiben, dass es blüht.

Ich gehe jetzt ein wenig auf den Straßen tanzen. Ob mir nicht kalt sein wird - ohne Mütze, Schal, Handschuhe und nur mit einem Übergangsmantel? Das Mäntelchen heißt Sonnenkind - noch Fragen?