Dienstag, 12. Juni 2012
+ Gefühlte Gedanken-Schnipsel (keine Reinschrift)
Ich weiß - Sie wissen das, aber das Fräulein braucht es ja immer mit dem Vorschlaghammer: Ja, Geburtstage sind nicht unbedingt furchtbar oder sollten übergangen werden. Im Gegenteil ist es regelrecht sligthly too much, wie viele Menschen sich mit freundlichen, lieben, netten, lustigen und aufmerksamen Meldungen bemerkbar machen - und doch - ja: Wie sehr einen das freut, wenn man bedacht wird.

Einige fehlen - dann doch: Wie schnell Menschen in einem, dem eigenen Leben auftauchen und wieder verschwinden können. Schwindelerregend, obwohl schon selbst getan. Auch ich bin im Leben mancher ein blinder Fleck geworden oder bin es noch, selbstgewählt.

Wie unwichtig mir mein Alter - eine Zahl - ist, merkt man daran, dass ich mir dieselbe meist nicht merken kann und nachrechnen muss - ändert sich ja nun auch wiederholt.

Dass ich langsam älter werde/aussehe oder wirke, merke ich eher daran, dass ich einem jungen Mann (~ 25) meine Hilfe beim Wuchten eines mittleren Kühlschrankes aus der U-Bahn-Station anbot und er mehrfach! freundlich betonte: "Sie müssen mir wirklch nicht helfen, ich schaff das schon." Bezeichnenderweise fiel das gute Stück in dem Moment des letzten Aufbegehrens seinerseits von der zu kleinen Sackkarre und veranlasste mich zu dem Rat, es doch vllt. mit dem Fahrstuhl zu versuchen. Diese Jugend!

Mini-(Wieder-)Erkenntnisse: Es wird Menschen geben, die mir bleiben. Mein oder ihr Leben lang - fast komplett unabhängig davon, was in meinem Lebn oder ihrem passiert. "Lebens-Menschen" nenne ich die. Aber mit dem Begriff muss man noch sehr viel vorsichtiger sein, als mit dem L-Begriff. Liebe, auch nichtswollende, partnerschftsunabhängige Liebe - auch alte Liebe, bedeutet nicht, dass Menschen sich derart entwickeln, dass man selbst noch zu ihrem Leben passt. Mein "Nicht-gehen-lassen-wollen" ist da kein guter Indikator, da schlägt das permanent verlassene Kind vielleicht zu sehr durch.

Ich bin von den Menschen an sich immer viel mehr enttäuscht, wenn ein von mir geliebter und geschätzter Mensch abgelehnt wird, als wenn ich abgelehnt werde (die Selbstkritik-Mechanismen sind so viel feiner ausgebildet und die Toleranz ggü. menschlichen Fehlern ist so viel größer bei Anderen als bei mir selbst.)

Meine Unlust, mich mit Menschen intensiver zu beschäftigen, die ein-/zwei-/drei oder einzahlig dimensional sind oder denken, wird immer intensiver. Ich kann das - wie ich fast alles kann und mit fast jedem Menschen umgehen - aber warum sollte ich mir das antun?

Der (gewonnene) Kampf um die Wahrnehmung der Gefühle führt mittlerweile zuweilen dazu, dass ich hilflos dem ausgeliefert bin, was mein Gefühlschaos vorgibt. Das fühlt sich machnmal sehr echt und richtig und sehr oft zum Teil nicht gut und manchmal sehr schlecht an. Wahlweise wie Speed, LSD oder prä/post-menstruell (ich spreche in jedem Fall als Blinder von Farben).
Und: Soll das so sein? Ist das so, wie halbwegs bekloppt-normale Menschen die Welt wahrnehmen? Ich kenne so viele Menschen, die auf ihre Art - mit ihren Störungen - nicht "normal" sind, dass ich fast nicht mehr weiß manchmal, was ich eigentlich erreichen will.

Doch. Ich will ich sein. Und da sein in jedem Moment. Ich will das Maximale an Gefühlen fühlen und erleben - nicht als "Erlebnis", sondern als das, was es ist: Das normale Leben.

Ich schaue mich um und alle Menschen - die, die ich kenne und schätze und die, die ich nur sehe, aber kennen (-lernen) könnte, sind angefressen oder zerfressen von Unsicherheit und diffusen Ängsten, wenn auch nur unbewusst. Und ja: Das bin ich auch manchmal. Aber ich habe den Mut manchmal darüber zu reden, mitwemauchimmer. Dem Gespenst die Maske vom Gesicht reissen, hilft nicht nur in Kinderreimen. Dafür fehlt den meisten das Vertrauen. Welches Vertrauen? Wieviel wird besser davon, etwas nicht ausgesprochen zu haben, in sich zu begraben -- im Vergleich zu dem potentiellen Risiko, jemand könnte das gegen einen verwenden? Es gibt so unendlich vieles, was ich nicht verstehe. Ich merke nur, dass ich zum Teil sehr, sehr still werde. Mich dem Nichtreden anpasse.
Und darunter leide. Unter meiner und der Feigheit der Menschen, wahr zu sein und - da.

Es wäre so einfach - manchmal, vielleicht. Wenn wir nur wären. Wir. Ohne Angst, ohne Drang, etwas sein zu müssen etc. pp.
Aber vielleicht ist gerade das, auch wenn es einfach klingt, eine illusorische Idealvorstellung.
Conclusio: Ich bin gerade desillusioniert, was die Menschen (auch mich) angeht. Das ist nicht schlimm. Aber ich muss wieder den Weg finden zu den Menschen - zu meinem NormalNull, wo ich Menschen mag jeder Coloeur und entspannt-gespannt bin, was mir jeder Mensch bringt. Es wird ein langer Gang.