Sonntag, 1. Juli 2012
+ Für solche Abende
an denen das Herz Futter braucht: Once, dieser wunderbare, kleine, irische Musikfilm. In dem die Protagonisten sich als Maximaläußerung einen Kuss auf die Wange geben und in dem doch mehr Liebe und Gefühl ist als in den meisten anderen Liebesfilmen.

Und wenn man denn die Musik mag, kann man mit the "The Swell Season" weitermachen, bestehend aus den beiden Hauptdarstellern - die, die im Film nicht zueinander fanden, aber privat.

Aber da das Märchen vielleicht zu schön wäre, um wahr zu sein und kitschiger als Hollywood: Glen Hansard und Marketa Irglova trennten sich nach wenigen Jahren wieder.

Dafür ist er mit einem sehr schönen Album allein wieder da: "Rhythm and Repose" und kommt dieses Jahr auf seiner Tour auch nach Deutschland.

Für solche Abende also ist das ein Film, an denen man ein Wunder brauchen könnte und glauben möchte. Ein kleines nur, vielleicht. Wenn man die Musik so laut macht, dass die Stimme unhörbar wird, die erinnert, dass auch Wunder ihr Verfallsdatum haben, dann. Vielleicht.

Take this sinking boat and point it home.




Donnerstag, 24. Februar 2011
+ Porca vacca!
Denkt man sich so: "Ach, so'n Konzert am Wochenende mal wieder - wär ja auch ganz schön."

Passenderweise entdecke ich dann in einem meiner Feeds tatsächlich einen Tipp und bin ganz begeistert. Feines Zeug.

Und dann blättert klickt man sich so durch die Medien, hoffend, dass entweder Gaddafi oder Guttenberg jetzt endlich hinschmeissen und entdeckt eine Rezension zum Konzert von Joan As A Policewoman in Köln und ist völlig aus dem Häuschen, weil ich von einer Europatour natürlich wieder nichts wusste. Sehr fein das, da schauen wir doch gleich mal, ob sie nicht vielleicht doch demnächstig nach Hamburg ...?

Sie ahnen es. So denn haben wir hanseatischen Muschelschukker am Samstag Abend die Qual der Wahl. Gemeinheit.

(Quellen: Spreeblick | FAZ | Übel&Gefährlich)



Donnerstag, 27. Januar 2011
+ Schnelle Durchsage
wir ham doch keine Zeit!

Hamburg ist ja doch Weltstadt. Also manchmal; also selten um jetzt ganz genau zu sein, deswegen muss man aufpassen wie ein Luchs, wenn die Großen und Berühmten einen Hauch Glanz auf dieses Nest verträumte Hafenstädtchen zaubern durch Ihre Anwesenheit.

Heute kommt ein besonders dufter Berliner in's Uebel & Gefährlich und wenn Sie jetzt immer noch nicht wissen, wer Volker "das Grübchen" Strübing ist oder warum man sich Poetry-Slam antun sollte, können Sie ja mal hier, hier und hier reinschlüpfen.

Ich erwarte geschlossenes Erscheinen. Das ist keine Bitte.



Mittwoch, 7. Juli 2010
+ Auch mal lachen. Hihi.
Von dem umtriebigen Volker Strübing (und seinen phänomenalen Grübchen!) war an dieser Stelle ja schon mal die Rede.

Nur, damit Sie es nicht wieder alle geschlossen verpassen: 3sat strahlt in der Nacht vom 09. zum 10.07. noch einmal alle 3 Teile von seiner Mister & Missis.Sippi-Serie aus. Was das ist? Selber gucken.

Aber eigentlich wollte ich mal auf seine umwerfend komische, ach was: grandiose Zeichentrickserie "Kloß und Spinne" verlinken, die dem Fräulein auch erst vor kurzer Zeit so richtig auf die Füße fiel. Man kennt ja so wenig.

Wer einmal das das Norbertsche Theorem (Teil 15) gesehen (und begriffen) hat oder sich gar öfter die Welt erklären lässt, wird schon beim bloßen Hihi eines Eingeweihten Grübchen wie Volker Strübing bekommen. Recht so. Lacht mal mehr und liebt euch, dann haben wir vielleicht noch eine Chance.




Dienstag, 6. Juli 2010
+ Patti Smith / Zitadelle Spandau
Großartig. Mehr fällt mir ehrlich nicht dazu ein. Und ja - man hört ihrer Stimme die 64 Jahre an, aber das muss auch so. Außer der unsäglichen BZ ist leider keine Kritik zu finden, aber hier steht es ja: Großartig. Und wieder ja: Michael Stipe war auch da - wonder why.

Und noch einmal ja: Die Zitadelle Spandau ist tatsächlich einer der absolut besten Plätze für ein Open-air-Konzert.




Montag, 31. Mai 2010
+
40.000 erwarteten eine 19jährige in Hannover. Ist man zynisch und ekelhaft, wenn man sich zwar für das Mädel freut, sich aber fragt, womit man 40.000 locken müsste, um sie für wichtige Dinge auf die Straße zu bringen? (Eingeschoben: Vielleicht sollte man Herrn Kids Vorschlag in Erwägung ziehen und mal fix das Grundgesetz ändern (geht für Anderes ja auch). Dann wäre Lena 1. Bundespräsidentin - vielleicht geht dann was in diesem Land.)

Indes: Das interessierte das Fräulein nur insofern, weil das feine, kleine Hotel kaum erreichbar schien am gestrigen Frühabend, mit all den Absperrungen in Hannovers Innenstadt.

Aber es gelang und schließlich stand das Fräulein nebst einer ihrer Lieblingsbegleitungen im Funkhaus und saß schließlich auch glücklich im großen Sendesaal. Der wiederum ist, abgesehen von den Schirmen oberhalb der Bühne - Entschuldigung - so unglaublich häßlich und erinnert grotesk an schlimme sozialistische Architektur, dass es ein Vergnügen ist, die Augen zu schließen und sich tragen zu lassen von der Musik.
Eine Schande hingegen, dass der Saal halbleer war; wer allerdings so bescheiden und unprätentiös auftritt wie Frank Peter Zimmermann, sich dem Rummel so konsequent verweigert und sein Ding macht, dem nimmt der gemeine Deutsche den Weltgeiger, vielleicht, sogar den Weltgeiger nicht ab.
Man hat sich ja an Blendung und Pomp gewöhnt, an Schreihälse und schicke Stargeiger/innen - ich will die alle gar nicht hören.

Ein einziges (für mich) erreichbares Konzert in Deutschland; ich hätte Herrn Zimmermann ein größeres Publikum gewünscht. Und mir Stunden um Stunden mehr mit ihm und seiner Stradivari und nicht zu vergessen seinem langjährigen, kongenialen Partner Enrico Pace am Klavier. Gross war es. Das hannoveranische Publikum (Durchschnittsalter: 65) würdigte sein extrafeines Schumann- und Hindemith-Spiel denn auch mit einer halben standing ovation. Immerhin.

Eine Kurz-Biografie findet sich hier, sehr schön beschrieben wird er hier.

In der sehr leisen und berührenden Dokumentation von 2008 "Mein Weg mit Bach" (Auschnitt: hier) sagt Herr Zimmermann: Wenn ich unruhig bin, spiele ich einen Satz aus einer Bach Solo Sonate und kehre in mich zurück und ... mehr braucht man eigentlich nicht.

Mehr als gestern brauchte das Fräulein auch nicht.

(Die zu Recht hochgelobte Einspielung der Bachschen Sonaten für Violine und Klavier der beiden ist tatsächlich der erste Tipp für alle, die sich sich dem sehr umfangreichen Œuvre von F. P. Zimmermann nähern wollen.)




Donnerstag, 20. Mai 2010
+
Gerade wieder festgestellt:

Von Niels Frevert würde ich mich vom Fleck weg heiraten lassen. Auch wenn er viel zu selten in Berlin spielt.

Aber eigentlich wollte ich schreiben, dass ich schon seit mehreren Tagen eine ganz andere Platte auf instant repeat habe - ätherisch, dicht, nah, langsam, zärtlich - Gregor Samsa: VPRO - Over Air.

Ich habe noch kein Lied geskipped.




Donnerstag, 15. April 2010
+ Es ist vollbracht.
Unter Schmerzen, wie ich betonen muss. Nur 100 Bücher, so viel, was keinen Platz mehr findet oder schweren Herzens getauscht wird. Ich neige mein Haupt in Demut vor all den großartigen Büchern, die mich prägten und besonders vor denen, die ich vergaß.

Credo: Pro Schriftsteller nur ein Buch (wiewohl viele, sehr viele für eine Reihe von Büchern stehen, die man liebt), keine Erzählungen, keine Stücke; Prosa - Romane fast alles. Unvollständig natürlich. Zuviel hat sich überlagert.

100 Bücher, die das Fräulein liebt, nennt sich das. Weil sie wichtig waren für mich. Weil ich versunken bin. Weil ich niedergerungen wurde von Gedanken und Phantasie. Weil ich gelacht und geweint habe. Weil ich die Sprache geliebt habe. Weil es mit jedem dieser Bücher noch schöner wurde zu lesen. Weil ich alle diese Bücher wieder lesen würde und es bei vielen auch tue. Leichtes, Schweres, Klassiker und fast Unbekanntes - keine Wertung, alphabetisch. Jedes einzigartig und für mich wertvoll. Zusammen: Eine wunderschöne, verrrückte, einzigartige Familie.

Viel Spaß denen, die gern in anderen Regalen schmökern. (Kein Stöckchen, an diesem verschluckte man sich. Glauben Sie es mir.)

1. Andre Aciman: Ruf mich bei deinem Namen
2. Tschingis Aitmatow: Der weiße Dampfer
3. Ingeborg Bachmann: Malina
4. James Baldwin: Giovannis Zimmer
5. Jurek Becker: Jakob der Lügner
6. Thomas Bernhard : Wittgensteins Neffe: Eine Freundschaft
7. Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns
8. Max Brod: Die Frau, nach der man sich sehnt
9. Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht
10. Albert Camus: Der Fremde
11. Elias Canetti: Lebenserinnerungen (Die gerettete Zunge/Die Fackel im Ohr/Das Augenspiel)
12. Truman Capote: In Cold Blood
13. Louis-Ferdinand Céline : Reise ans Ende der Nacht
14. Jean Cocteau : Kinder der Nacht
15. Colette: Mitsou
16. Joseph Conrad: Herz der Finsternis
17. McCarthy Cormac : Die Straße
18. Simone de Beauvoir: Alle Menschen sind sterblich
19. Miguel de Cervantes Saavedra: Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha
20. Philip K. Dick: Blade Runner
21. Denis Diderot: Rameaus Neffe
22. Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Die Dämonen
23. Friedrich Dürrenmatt: Durcheinandertal
24. Umberto Eco : Die Insel des vorigen Tages
25. Lion Feuchtwanger: Die Jüdin von Toledo
26. Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel
27. E. M. Forster: Maurice
28. Max Frisch: Montauk
29. William Gaddis: Die Erlöser
30. André Gide: Die Verliese des Vatikans
31. Iwan Alexandrowitsch Gontscharow : Oblomow
32. Alexander Grin : Purpursegel
33. Knut Hamsun: Hunger
34. Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied
35. Jarosl Hasek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
36. Eckhard Henscheid: Die Trilogie des laufenden Schwachsinns (Die Vollidioten /Geht in Ordnung - sowieso -- genau --- /Die Mätresse des Bischofs)
37. Wolfgang Hildesheimer: Tynset/Masante
38. Friedrich Hölderlin: Hyperion
39. Victor Hugo: Die Elenden
40. John Irving: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
41. Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob
42. James Joyce: Ulysses
43. Franz Kafka: Der Process
44. Nikos Kazantzakis: Alexis Sorbas
45. Ken Kesey: One Flew Over The Cuckoo’s Nest
46. Victor Klemperer: Curriculum vitae
47. Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras
48. Mario Vargas Llosa: Das Paradies ist anderswo
49. Thomas Mann: Der Zauberberg
50. Sándor Márai: Doch blieb er ein Fremder
51. Javier Marias: Der Gefühlsmensch
52. Gabriel Garcia Márquez : Die Liebe in den Zeiten der Cholera
53. Frank McCourt : Die Asche meiner Mutter
54. Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger
55. Ian McEwan : Der Zementgarten
56. Robert Menasse: Selige Zeiten, brüchige Welt
57. Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon
58. Gustav Meyrink: Der Golem
59. A. A. Milne: Winnie-the-Pooh
60. Karl Philipp Moritz: Anton Reiser
61. Harry Mulisch: Die Entdeckung des Himmels
62. Adolf Muschg: Das Licht und der Schlüssel
63. Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften
64. Vladimir Nabokov: Fahles Feuer
65. Peter Nadas: Buch der Erinnerung
66. Flann O'Brien: Auf Schwimmen-zwei-Vögel
67. Juan Carlos Onetti: Der Tod und das Mädchen
68. George Orwell: 1984
69. Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
70. Marcel Pagnol: Die Wasser der Hügel
71. Connie Palmen: I. M. (Ischa Meijer, In Margine, In Memoriam)
72. Georges Perec: Die Dinge
73. Fernan Pessoa: Das Buch der Unruhe
74. Marge Piercy: Gone to Soldiers
75. Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
76. François Rabelais: Gargantua und Pantagruel
77. Erich Maria Remarque: Zeit zu leben und Zeit zu sterben
78. Joseph Roth: Der blinde Spiegel
79. Henry Roth: Nenn es Schlaf
80. José Saramago: Die Stadt der Blinden
81. Jean-Paul Sartre: Die Wörter
82. Arno Schmidt : Das steinerne Herz
83. Frank Schulz: Hagener Trilogie ( Kolks blonde Bräute/Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien/Das Ouzo-Orakel)
84. Winfried G. Sebald: Austerlitz
85. Hubert Selby: Last Exit to Brooklyn
86. George Simenon: Brief an meinen Richter
87. Antoni Skármeta: Mit brennender Geduld
88. John Steinbeck: Von Mäusen und Menschen
89. Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt
90. Laurence Sterne: Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
91. Adalbert Stifter: Der Nachsommer
92. Albert Vigoleis Thelen: Die Insel des zweiten Gesichts
93. Boris Vian: Der Schaum der Tage
94. Heimito von Doderer: Die totale Familie
95. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen : Der abenteuerliche Simplicissimus
96. Ödön von Horváth: Ein Kind unserer Zeit
97. Kurt Vonnegut: Schlachthof 5
98. Robert Walser: Jakob von Gunten
99. Jozef Wittlin: Das Salz der Erde
100. Carl Zuckmayer: Als wär’s ein Stück von mir