Mittwoch, 21. April 2010
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Manchmal fragt man sich. Ob man es noch kann. Und dann, ob man es sollte, wenn ein ja plötzlich da steht, mehr nicht. Und wie oft man es kann, auch.

Langsam, leicht, mild, ruhig, sachte, sanft, vorsichtig. Wäre ich gern. Bin ich. Manchmal. Wenn es still wird und nur Rauschen ist, Gedanken, Gefühle, Seele. Das leise Schaben eines Messers, in eigener oder fremder Hand, das Geräusch der abfallenden kleinen Bröckchen, innen, außen.
Wir werden nackt sein, am Anfang, am Ende. Wir leben, um zwischendurch zu schaben, bis zur Schicht, die frisch noch ist und lebt. Sachte dann und weiter. Bis innen außen ist. Wenn der Mut reicht.

Ich kann nichts unternehmen, wenn ich nicht von dem, was ich weiß, absehe. Sobald ich es ins Auge fasse und daran denke, sei es auch nur eine Sekunde, verliere ich den Mut, löse ich mich auf.

[Emile Michel Cioran | Die verfehlte Schöpfung]



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Zum Sterben langweilige und ärgerliche Schwall-ins-All Ministerrinnenreden, aber dann: 7 Kurz-, Dokumentar- und Animationsfilme, von denen mir 3 richtig gut gefallen und 2 mich sogar zum Weinen gebracht haben - die Sehsüchte lohnen sich. In jedem Fall. 141 von 1300 eingereichten Filmen aus 66 Ländern. Bis Sonntag, da werden dann alle Gewinnerfilme noch einmal gezeigt.
Wenn Sie es irgendwie nach Potsdam schaffen die nächsten Tage, sollten Sie das tun.

Der Mensch muß entweder wie ein Kind vor Wut und Unglück und Begeisterung und Liebe heulen und entschlägt sich so seines Gefühls in einem kurzen, nichtigen Wirbel; oder er kann geheimnisvoll an sich halten, ohne dem Zug zur Wirklichkeit, dem Trieb, dem mit jedem Gefühl verwachsenen Begehren ein Zugeständnis zu machen, und dann wächst sein Gefühl über ihm mit den Wipfeln der Bäume, mit den Turmspitzen, mit dem Scheitel des Himmels zusammen. Was aber dazwischen liegt, dieser maßvolle sogenannte Reichtum des Gefühls, lohnt nicht des Aufhebens, das davon gemacht wird!

[Robert Musil | Der Mann ohne Eigenschaften]