+ Gedankensplitter
Erstaunlich:
Wie sich das Bild eines Menschen in einem wandeln kann, wenn die Bekanntschaft sich um eine Ebene erweitert.

Wieviel das Gehirn auch extrapoliert, wenn man nur die Schriftebene hat oder eben auch nur die des Telefons. Oder Bild, man kann da ja einsetzen, was man will.
Ich bekomme meistens zu hören, dass ich jünger aussehe, als meine Stimme klingt, was immer man da interpretiert. Wahrscheinlich klingt sie verlebter, verruchter als ich aussehe als ich bin.

Andersherum malt mein Gehirn offenbar viel mehr als andere, ich stelle mir den Menschen nach einem Schnipselchen immer schon - durchaus ungewollt - mit Ton, Farbe und Geruch vor und liege damit naturgemäß oft vor oder hinter der Realität. Durchaus auch krude das abzugleichen.

Weitere banale Erkenntnis: Menschen, die ich am Telefon schon schlecht ertrage, machen es mir schwer, sie zu mögen. Ich bin ein Stimmenmensch und nehme es persönlich übel, wenn jemand Kreischiges, Volldialektisches oder sonstwie Unangenehmes zu Ohr bringt.

+++

Note to myself: Mal wieder beim nächsten Kilometerstand einen Realitätscheck vornehmen. Fühle mich nicht ungut, aber nicht ganz eingenordet.

+++

Heute zweimal angelächelt worden, selbst ein Dutzend Mal ein Lächeln verschenkt.

+++

Note2: Kein Bullshit-Bingo während web-Konferenzen mehr spielen, wenn man das giggeln nicht voll im Griff hat. Oder Telefon stumm schalten.

+++

Dauer-Note: Die Menschen da abholen, wo sie sind. Behutsam sein.

+++

Nicht im Weg herumstehen in Türen träumen. [Via kid37]

+++

Note3: Den Anwurf "Watt ne geile Muschi eyh!" nicht mehr perplex unkommentiert lassen, wenn man seinen Mini-Neffen in spe dabei hat. Ergo: Vollpfosten nicht ignorieren, wenn die das als Bestätigung wahrnehmen könnten.[Sich mit Derartigem nicht beschäftigen.]



Der Klang von Stimmen ist ganz wichtig.

Ja. [Ihre fand ich .. ziemlich so wie erwartet. Etwas jünger.]

Jünger als wer? Maximilian Schell?

Jünger, als Ihre Haarpracht alte Seele vermuten lässt. (Keine Despektierlichkeit und da war auch irgendwo durchaus der Anflug eines Komplimentes. Versteckt.)

Ach was.

[Die Haare sind doch gefärbt. Eigentlich bin ich löckchenblond, aber das wirkt in meinem, hust, Alter so unseriös.]

Oh Gott, oh GottohGott. Ihnen ist schon hinreichend bewusst, dass Sie durch dieses neue Schnipselchen meine wuseligen Synapsen durchknallen lassen dem bislang durchaus positiven Bild einen ganz puscheligen Rahmen verleihen? Das Pyjama-Oberteil reißt es etwas. Immerhin.

[Was soll da noch kommen? Nach Diktat desillusioniert: Lorchen]

He! Nix gegen mein tolles Synthetikhemd, senfgelb und bügelfrei. In den 70ern der letzte Schrei, ich habe es als Andenken an "knorke Zeiten", wie man damals sagte, aufbewahrt. Oder war es "dufte"? Das ist alles so lange her.

Dufte ist ein normales Wort in meinem aktiven Wortschatz; knorke war es nie. Aber ich bin ja auch schon lange her, quasi so.

[Nie würde ich es wagen, etwas gegen Ihr Stinkehemd zu sagen. Ich meinte nur, es wäre ein Pyjama-Oberteil und dachte: "Immerhin. Der Mann weiß, was man trägt." Nunja.]

... comment
Seien Sie froh. Es ist weitaus irritierender, mit einer jungen bis sehr jungen Telefonstimme dann irgendwann als "alte Schachtel" vor jemandem zu stehen, der eine Zwanzigjährige erwartet hat.

Es kann sehr anstrengend sein, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Wirklich sehr, sehr anstrengend. Ich drücke die Daumen, dass Ihnen das dauerhaft gelingt.

Anstrengungen habe ich nie gescheut, Frau idiotin. Solange man (noch) das Gefühl hat, dass es gut ist, lohnt jede Anstrengung. Bei wichtigen Menschen. Und das behutsam werden kommt mit dem Respekt vor der Geschichte jedes Menschen, der mit den Jahren - zumindest bei mir - immer größer wird, ganz von selbst. Ich erinnere mich dann selbst gern an Kafka, der an Pollack schrieb:

Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.

[Aber natürlich ist das das Ideal und wird auch nach eigener Seelenschieflage nicht immer erfüllt. Man muss sich bemühen.]

... comment