+ Thauma, nicht Trauma im Hause des Fräuleins
Dass geplatzte Trommelfelle sich nach ziemlich langer Zeit von selbst wieder schließen können, erfuhr das Fräulein vor einiger Zeit, als sie bei einem Medizinmann war, weil sie vermeinte, die Hörfähigkeit auf dem Ohr sei ja, nunja, besser, also gut wieder irgendwie.
Der raunte etwas von Spontanheilung, unmöglich, Wunder, das Fräulein freute sich und dachte: Wusst ich's doch, ihr kleinen Luder Racker.
Deswegen ist das Fräulein jetzt zwar platt, gebügelt, aber verschwörerisch lächelnd dem nächsten gegenübergetreten:

Dass es sich lohnt, Qualität zu kaufen, kann ich am besten dadurch bestätigen, dass meine Musikanlage jetzt seit 14 Jahren
ihren Dienst ohne jede Einschränkung tut. Nun, mit der kleinen Einschränkung, dass irgendwann vor ungefähr 5-6 Jahren innerhalb von Wochen beide Kassetendecks einen unsichtbaren mechanischen Defekt hatten. Das Fräulein überlegte und dachte: Wann hörst du schonmal Kassetten?, ergo wurde die Komponente nicht repariert, irgendwann zogen die Kassetten in eine Kiste, weit weg von der Anlage, beim Umstellen wurde das Bandabspielgerät nichtmal mehr mit dem Receiver verkabelt, wozu auch?

Dann gibt es so Abende, da erinnert man sich an ein Lied, muss das dann dringend hören, durchsucht den Computer und CDs und stellt fest: Das hatte man mal auf Kassette, das findet man selbst kurioserweise im alleswissenden Internet nicht mehr zum Kauf. Und dann denkt man: Das Tapedeck funktioniert ja sowieso nicht und weil man schonmal vor der Anlage steht und so sinniert, wie ungerecht die Welt doch ist, klickt man gedankenverloren den An-Knopf und die Auswurftaste. Und er wirft sie nicht nur aus, die Kassette von vor fünf Jahren, er spielt sie dann sogar. Hektisches Kabelgefummele und Sie sind Zeuge: Es tut es wieder, einfach so, nach fünf Jahren, beidseits. Karma vielleicht.

Jetzt bräuchte ich noch ein Wunder, um meine weit weg gestellte Kasettenkiste zu finden, darin sich wohl dieses Lied befindet, das alles ins Laufen brachte, aber ich muss nur warten, denke ich. Oder suchen gehen.



Der Medizinmann war's bestimmt,
der voller Wunder, der es gleich mitrepariert hat. Und die werden Sie wohl auch am Händchen nehmen und Sie an den richtigen Ort geleiten, zur Kiste hin. Irgendwann.

Hoffentlich. Ich bin jetzt nach intensivem Nachgedenke und etwas oberflächlichem Gesuche nicht mehr ganz sicher, ob ich nicht beim letztem Tabula rasa im Refugium auch Kassetten entsorgt habe.
Ich traue mir allerdings nicht zu, diese Kassette weggeworfen zu haben. Aber das mit dem Vertrauen ist ja auch so eine Sache.

Kassetten werden Sie
doch sicher überhaupt nicht weggeworfen haben. Sie wußten schließlich um Ihres Vaters musikalische Vergangenheit und daß die einmal konserviert werden wollte.

Wunder dauern immer länger – um themengenau die wunderliche Katja zu paraphrasieren.

gibt es immer wieder sang die doch?
Wäre fast Beitragstitel geworden, ich konnte mich dann noch bremsen.
Je nun, doch, wenn sie kaputt waren oder da nur Zeug drauf war, was ich auch anderweitig besitze, könnte ich mir das vorstellen.

Aber dieses Lied, ich bin immer noch mild konfus, dass ich im Internet keinen Hinweis finde. Ich hab das doch nicht geträumt, ich weiß doch ganze Liedzeilen noch. Und je weniger es da ist, desto mehr will man es, wie immer.

Nun verraten Sie's schon,
das Lied. Oder sollte es allzu anzüglich sein? Der Mensch hat ja bisweilen die seltsamsten Reime im Kopf.

Wie es heißt, weiß ich ja leider nicht, aber auf der Kassette war I. Caven. Die Brocken, die ich erinnere, sind nicht zusammenhängend, aber die Zeilen fingen an mit: "Liebe ist vielleicht ..."

P.S. Für anzügliche, frivole Reime bin ich ich immer zu haben.
[Edit: Am Ende singt sie davon, davon, dass sie in den Dreck fällt und dass sie das vielleicht ist - die große Liebe. Geben Sie das mal als Suchtext ein, in beliebigen Kombinationen, ha!]

Versucht habe ich's.
Interessant ist's, das mit der Liebe. Aber ich bin so auch auf Frau Cavens Seite geraten. Einen Kollateralschaden habe ich dabei nicht davongetragen. Eher spannend war's. Und eine kleine Wiederbegegnung. Denn ich hatte sie nach Jean-Jacques Schuhls Roman bzw. einem Interview mit ihm völlig aus dem Gedächtnis verloren. So hat Ihre Suche wenigstens mir etwas gebracht.

Ich dachte, die wäre quasi "im Repertoire", deswegen hatte ich sie nicht verlinkt. Ich habe sie singend, dann lesend kennengelernt, mich also sozusagen von der anderen Seite genähert.

An manchen Abenden ist ihre rauchige, verknarzte, sperrige Stimme hier sehr wohlgelitten. Ich habe es dann mit der chante Piaf-CD probiert, aber das war unbefriedigend, weil dort das Lied, wir erinnnern uns, nicht drauf ist.

Letztlich habe ich mich mit Vian, singend, getröstet. Das klappte dann sehr gut. Und Ihnen hat es nicht nur nicht geschadet, sondern etwas gebracht, das ist doch jetzt ein sehr versöhnliches Ende dieser kleinen Episode.

Nein, kein Ende.
Denn nun muß ich mich auf die Suche begeben – nach Boris Vian. Vom dem habe ich nämlich mit Gewißheit zwei Kassetten. Und die befinden sich in einem der zig Kartons, die irgendwo herumstehen. Ich meine, es müßte auch noch eine Schallplatte dabei sein.

Sie sind ja sowas von anregend!

Gern geschehen; das Kompliment steck ich mir mal schnell in die Tasche. Zum wiedervorholen und freuen.

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In ähnlicher Ausgangslage
befand ich mich dieser Tage auch: ein Lied wieder hören wollen und die Cassettte in das jahrelang nicht mehr benutzte Tapedeck eingeschoben; nichts, nada, niente, kein Start, kein Vor- oder zurückspulen. Leider heilt sich das Gerät auch nicht von selber, da werde ich wohl ein paar Gummiriemen austauschen müssen.

Dank der Anlage meiner Frau kam ich aber doch noch zum Hören dieses Stücks. Ich fand es später auch auf Youtube, aber auf dem Laptop klingt es irgendwie blechern...

Nicht ganz gleich, meines tut es ja wieder, nur die Kassetten bleiben hartnäckig verschollen.

Ihr Link da ist übrigens anscheinend krank, können Sie das nochmal reparieren? Auch wenn es blechern klingt; ich bin doch so neugierig - auf Musik sowieso immer.

So,
eine 2 durch ein " ersetzt, das müsste jetzt funktionieren. Eigentlich gar nichts berühmtes, ich mag dieses repetitive und minimalistische Element dieses Tracks (obwohl ich mit Techno, Trance und so Sachen nie viel am Hut hatte). Nicht wirklich repräsentativ für meinen Geschmack in den frühen 90ern, und dennoch schickt mich dieses Stück ein bisschen auf Zeitreise.

Das Gros meiner Audiocassetten ist allerdings schon beim vorletzten Umzug in den Keller gewandert...

Ich fand es, trotz allgemein sehr mäßiger Begeisterung für's Elektronische, erstaunlich entspannend, aber auch spannend, danke für's Zeigen.

Ich neige ja dazu, Sachen auszublenden, von denen ich meine, dass sie nichts für mich sind. Immer wieder schön, geschubst zu werden.

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