Samstag, 6. März 2010
+ Schwere Kunst
Schön war der kleine Freitagsausflug heute. Die Sonne schien nach Kräften, obgleich sie meine klammen Finger beim Kameragefummel kaum zu erwärmen mochte. Die Kamera mag mich nicht mehr, dachte ich, und dann - despektierlich: hätte ich bloss die analoge mitgenommen. Aber dann könnte ich in der momentanen Ermangelung eines Entwicklungsräumchens, eines Vergrößerers und eines Dia-Scanners auch nichts vorzeigen.
Ach, was alles fehlt. So bleiben nur die here so called documentary shots, nichts Feines.

Aber - die Zeichen



mehren sich,



man muss sie nur



sehen wollen. Als Halb-Skorpion bin ich durchaus empfänglich für Rätselhaftes und Geheimnisvolles.



Auch wenn es - mit Verlaub, Schicksal - etwas plakativtt um die Ecke kommt.

Aber manches bleibt rätselhaft,



das ist tröstlich.

Und dann stehe ich wieder dort,



an dem einen Ort meines Sehnens, vor dem besten, schönsten, großartigsten Buchladen der Welt den ich kenne.
Und ich bin well prepared: Nur Bargeld in der Tasche, ein Limit im Kopf, zu entspannt für einen Frustkauf.

Drei Stunden später, es ist stockfinster, stehe ich wieder vor der Tür und sichte meine Beute Käufe.



Niedlich machen sie sich aus vor dem Schaufenster. Und wenn ich bedenke, was ich alles hätte kaufen können mögen, war das ein kluger Schachzug notwendiges Übel, sich selbst in diesem Suchtladen zu reglementieren.
Trotzdem bleibt die Frage - und es wird nicht wärmer: Wie gefühlte 10kg Buch nach Hause bringen? Nun denn die Bahn, die man erahnen kann über diesem Foto (das sind keine Lampen, sondern eine vorbei-/drüberfahrende S-Bahn)



wird es tun.

Und dann endlich daheim. Die Schätze - was wiegen sie wohl? Nicht emotional, nein real.



Man sieht - das Fühlen ist bei mir nicht soweit vom Realen entfernt. //Blödsinnsspruch

Und wer hat die Hauptschuld? Klar: Dieser Bursche Nennen wir das KInd beim Namen - dieses Monster hier:



Satte 4,5 kg, in Worten: viereinhalb Kilogramm - in meinem Lesesessel nimmt er sich noch ganz manierlich aus, bis man entdeckt: Er ist aufgeschlagen breiter als dieser.



Wie soll man das anschauen, lesen?


Die anderen neuen Schätzchen:



Note für den nächsten Besuch: Sowohl Geld als auch Gewichtslimit setzen. Den Tragerucksack mitnehmen. Es mal durch den ganzen Laden schaffen, ohne eines der Limits erreicht zu haben, ergo: Nicht immer in der Fotoabteilung versacken!


Aber trotzdem: Schön, neue Mitbewohner zu haben, handverlesene. Unschön, dass alle Freunde, denen man seine Freude antun mitteilen möchte, nicht zu Hause sind. Ich mag nicht mit Anrufbeantwortern sprechen, ich will eine warme Stimme im Ohr.



+ Fräulein* Frau L. wartet
nicht auf den Postmann, sondern auf den Kollegen mit den großen Sachen. Und draussen scheint die Sonne und ich könnte doch schon längst ...
Frau L. gönnt sich einen freien Tag, nur um gegen acht vom Gasableser geweckt zu werden. Und der schaut mich an, als ob man um acht nicht mit verrutschtem Pyjama und Schlafstrubbel auf dem Kopf aufmachen dürfte. "Also ich, ich weiß jetzt gar nicht - wo liest man das denn ab?", schnarre ich mit meiner Noch-Schlafzimmerstimme dem durchaus leckeren attraktiven Anblick entgegen. "Aber ich", sagt er und: "darf ich mal?" - schiebt mich sanft in meinen Flur und ich denke: Kommt drauf an. Kommt ganz drauf an. Und Aktive Männer braucht die Frau! aber da hat er schon das Geheimtürchen geöffnet, reingeleuchtet und eine Zahl gemurmelt. "Danke und einen schönen Tag", sagt er im Vorbeirausschieben. "Ja, Ihnen auch", sage ich, "und entschuldigen Sie meine Derangiertheit."
"Wieso, ich fand's nett", spricht's und feixt mich an.

[Wie oft kommen die eigentlich so zum Ablesen?]

Ja, stimmt, war nett, mal etwas spontan Nettes zu erleben. Nach all den belanglosen Nettigkeiten der letzten Monate.

So kann man das stehen lassen.

Fast 3 Stunden lang danach, eine Tasse Kaffee nach der nächsten, durch ein sehr intimes Blog gelesen. Die feine Prinzessin dort seziert sich gnadenlos und es ist eine Lust und Qual das zu lesen. Und schön. Und lustig und wahr:
Und überhaupt.
Lieb haben.
Lieb haben kann man ein Meerschweinchen.


Aber bitte nichts umwerfen dort, das ist alles posttraumatisch.
Und: Nach den Stunden war ich sowas, aber sowas von heilfroh, bestimmte Fehler nie gemacht zu haben. Einen Mann genommen zu haben, der mit mir seine Beziehung in's Lot bringen will oder schlicht mal nebenaus will, wie man im Süden sagt.
"Ich eigne mich nicht zur Zweitfrau, außerdem sind drei meistens einer zuviel", sagte ich bei einem derartigen Anwurf immer und riss mir - so nötig - das Gegenüber gleich mit Stumpf und Stiel und allem aus dem Herzen. Doch, ich kann sowas. Gnadenlos mit mir sein, wo es muss. Und ja, man kann sich nicht immer aussuchen, in wen man sich verliebt, aber man kann sehr genau darauf achten, was man sich vertraut macht.

Und nein, ich eigne mich nicht. Nie.

[*Irgendwie schade, dass man so nie wieder ein Fräulein wird. Eine Amtsdame erklärte mir das mal, als ich, Jahre her, vor dem Zettel saß und grübelte, ob ich nun als geschieden oder (wieder) ledig durchging. "Neee, ledich werden Se nich mehr", sagte sie. Ich bin empört. "Aber ich bin doch ledig / alleinstehend", sagte ich trotzig. "Neee, Sie sind jeschieden, so is dit halt", und dann - wie um mich zu trösten: "aber och unverheiratet. Nich ledich, aber unverheiratet." Alleine um das Wort alleinstehend gedanklich und emotional zu zerpflücken, könnte ich diesen Tag verschwenden.]

Und jetzt ist es da, das Paket, mit dem Geschenk für die beste M. der Welt. Mir persönlich ist das meiste von Clayre & Eef zu kitschig und zu Landhaus-mit-Gewalt-mäßig aber diese Klatschmohnserie ist schön und sehr dezent eingesetzt, stelle ich mir das entzückend vor im elterlichen Heim.



Deswegen wird jetzt nicht lang gefackelt, aber ratz-fatz werden jetzt die Äuglein blitzblank geputzt, der Körper mit duftenden Ölchen beträufelt, die Kamera entstaubt gesucht und dann geht's RAUS - IN DIE SONNE. Nach dem durchaus melancholischen und durchaus emotionalen Abend gestern fühle ich mich wie von innen sehr fein sandgestrahlt und liebevoll ausgewaschen, ein schönes, frisches Gefühl. Einen schönen Tag allseits.